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Über den Atlantik - Auf großer Fahrt


Proviant wird in Las Palmas eingekauft
..hier die Einkaufsliste
Proviantliste.pdf

Auf dem Schiff gibt es einen dreiflammigen Gasherd und ein Backhofen, eigentlich alles was wir zur Zubereitung von Leckerem brauchen.
..hier unser Kochbuch
Atlantik-Kochmemo.pdf

Moana Vanua
.. ein Bericht von Georg über den Zustand des Segelschiffes
Moana Vanua.pdf

Crewmemo
.. Notizen für die Vorbereitung
Crewmemo.pdf

Technische Daten
.. Info üer Energie, Wasser etc.
Technik.pdf

Wache und Bordzeit

Die erste Wache übernehme ich, unser Wachsystem heißt GMTA – Georg, Manfred, Thomas und André. Ich habe die Wache von 20,00 bis 23,00 Uhr immer nach Bordzeit. Die Bordzeit ist die Uhrzeit der Zeitzone in der wir uns gerade befinden. Gran Canaria befindet sich auf der Zeitzone UTC (Universal Time Coordinated), Martinique ist in der Zeitzone (AST = Atlantik Standard Time = UTC–4 (im Sommer UTC-3) Deutschland ist in der Zeitzone MEZ = UTC+1 (im Sommer MEZS = UTC +2). Wir stellen die Uhr also noch vier mal um.
uhren


Die Wach- bzw. Dienstzeiten haben wir wie folgt festgelegt:
20,00 bis 23,00 Uhr = 3h
23,00 bis 02,00 Uhr = 3h
02,00 bis 05,00 Uhr = 3h (Hundewache)
05,00 bis 08,00 Uhr = 3h
08,00 bis 12,00 Uhr = 4h
12,00 bis 16,00 Uhr = 4h
16,00 bis 20,00 Uhr = 4h
Wettervorhersage
Täglich, bis auf einen Tag, haben wir über das Satelitentelefon die Wettervorhersagen erhalten, ferner haben wir zusätzlich dreimal eine Wettervorhersage über Handfunk von in der Nähe vorbeifahrenden Schiffen erhalten. Alle Wettervorhersagen stimmten nicht, meistens hatten wir das Wetter das vorhergesagt wurde bereits vor zwei Tagen gehabt. Uns wurde auch mitgeteilt, unterhalb des 20. Breitengrades sei kontinuierlicher Passatwind anzutreffen, auch das stimmte nicht, später hieß es ab dem 42. Längengrad bekommen wir Passatwind, auch das traf nicht ein. Im Nachhinein erfuhren wir, dass genau in unserer Reisezeit Störungen im gesamten nördlichen Passatbereich herrschte.
Wasser und Wellen

wellen
Erst am anderen Tag verlieren wir Gran Canaria aus den Augen. Es ist kein Land mehr zu sehen, kein Schiff begegnet uns. Ich schau noch einmal nach allen Seiten, nichts als Wasser, Wasser, Wasser soweit das Auge reicht. Die Farbe des Wassers ist ein dunkles, leuchtendes tintenblau eine Farbe die ich noch nirgends woanders gesehen habe. Die Tiefe des Wassers beträgt laut Karte bis über 5000 Meter, die Farbe kommt aus der Tiefe.

Die Wellenformationen haben sich geändert, die Dünung besteht aus langen Wellen, der Abstand von Wellenberg zu Wellenberg beträgt ca. 100 m und der Höhenunterschied zwischen Tal und Berg liegt zwischen vier und fünf Meter. Die Dünung kommt aber nicht aus der Windrichtung sondern etwa aus Nord- Südrichtung, aus der Windrichtung (nordost) kommen zusätzliche Wellen die sich kräuseln und kleine brechende Schaumköpfe bilden. Diese sich überlagenden Wellen (Kreuzsee) bringen das Boot ganz schön ins schaukeln und zwar in Richtung der Dünung und in Richtung der Windsee. Für eine kurze Zeit wird mir mulmig im Magen, aber das gibt sich schnell wieder. Wir hatten ausgemacht wenn einer kotzen muss, dann ins Cockpit. Auf keinen Fall sollte jemand versuchen über Bord zu spucken, das ist zu gefährlich, das Cockpit kann schnell wieder sauber gepützt werden. Keiner von uns wurde seekrank.
Wind
Bereits fünf Tage nach Las Palmas befinden wir uns unterhalb des 23. Breitengrad und hätten hier eigentlich schon den Passatwind haben müssen. Leider haben wir bis Martinique (14. Breitengrad) nie einen kontinuierlichen Passatwind gehabt, ganz selten hatten wir den Wind aus Ost-Nordost.

Über die ganze Strecke wurde der Passat durch viele örtliche Tiefdruckgebiete gestört, daher hatten wir stundenweise Flaute bzw. Schwachwind, dann wieder stürmische Winde mit Regenschauern aus südlicher oder nördlicher Richtung.
Gewitter
Fast täglich hatten wir Gewitter in Sichtweite aber sie waren meistens noch sehr weit entfernt oder wir konnten noch rechtzeitig ausweichen, Wir sind in kein Gewitterzentrum geraten, hatten aber mit den Auswirkungen auf Wind und Wellen zu kämpfen.

Mit Ehrfurcht haben wir die Blitze wahrgenommen, die die dunkle Nacht über den gesamten Horizont „blitzhell“ erleuchteten. Blitze erschienen in verschiedenen Formen auf, als horizontaler oder vertikaler Linienblitz mit und ohne Verzweigung. Die vertikalen Blitze zauberten ein hellrotes Feuerwerk auf der Wasseroberfläche.
Seegang

seegang
Der Seegang verlangt von uns ständige Konzentration ab. Die Windsee wird fast ständig überlagert durch eine querlaufende Dünung. Bei Kreuzsee, und wir hatten überwiegend Kreuzsee, hatten wir es besonders schwer. Frei stehen oder gehen ist nicht möglich, ständig muss man sich mit einer Hand irgendwo festhalten. Alle Gegenstände müssen gesichert werden, entweder müssen sie festgebunden oder in den Schaps verstaut werden. Die Töpfe auf dem Gasherd werden festgeklemmt, damit sie nicht umfallen.

Die Teller und Tassen müssen beim Essen und Trinken immer in der Hand festgehalten werden, ein Hinstellen auf dem Tisch ist nicht möglich. Schwierig ist das Kochen, weil man immer nur eine Hand frei hat, so muss man zum Beispiel beim Schneiden einer Zwiebel mit einer Hand die Zwiebel festhalten und gleichzeitig muss diese Hand irgendwo abgestützt werden um mit der anderen Hand zu Schneiden.

Auch das Schlafen ist bei starkem Seegang nicht einfach, man muss eine Schlafposition finden, ohne Hin und Her zu kullern und ohne durch die Luft zu fliegen. Ohne Festhalten oder Abstützen ging es manchmal nicht aber sobald man eingeschlafen ist lässt man wieder los und kullert herum. In der Regel habe ich täglich nur zwei bis drei Stunden fest geschlafen.
Segelmanöver
Zwei Tage nach Verlassen der Marina Las Palmas ist das Besansegel erneut gerissen und zwar unreparierbar. Auch die größere Genua, die wir in Las Palmas aufgezogen hatten ging in Fetzen auf. Wir hatten jetzt kein Besansegel mehr und nur eine mittlere Genua, die war allerdings in einem guten Zustand. Anfangs sind wir mit dem Großsegel und der mittleren Genua gefahren, teilweise auf einem Bug, teilweise auf Schmettelingkurs je nach Windeinfall. Aufgrund der Windverhältnisse die sich oft änderten und weil wir stundenweise auch Schwachwind hatten entschieden wir uns so oft wie möglich den Spinnaker zu setzen.

Ich weiß nicht wie oft wir den Spinnaker gesetzt und wieder eingeholt haben, bis zu dreimal an manchen Tagen. Die Windstärke änderte sich oftmals von Stärke 2 bis 8. Den Spinnaker konnten wir nur bis zu einer Windstärke von etwa vier Beaufort nutzen, bei größeren Windstärken kam es zu Bruch des Spischots oder des Spiblocks. Einige Male bekamen wir den Spinnaker nicht schnell genug eingeholt und es kam zweimal zum Schotbruch und dreimal zum Bruch des Luvblocks. Einmal gerieten wir dabei bei Dunkelheit in eine extreme Schräglage und konnten das Boot nicht mehr steuern. Aufgrund eines schnellen gemeinsamen „All-Hand-Manövers“ bekamen wir das Boot relativ schnell wieder unter Kontrolle und der Spinnaker blieb unbeschädigt.
Genua ausbaumen

genua
Wir fahren bei achterlichem Wind mit Genua und Groß und machen gute Fahrt. Als der Wind ein wenig nachlässt und wir etwas langsamer werden baumen wir die Genua aus kommen somit wieder gut vorwärts. Das Ausbaumen der Genua ist nicht einfach, auf Deck sind jeweils ein Genuabaum auf der Back- und der Steurbordseite festgemacht. Zuerst wird der leeseitige Baum klargemacht, dann wird der Genuabaum am Mast eingeklingt, dann Topnant und Niederholer angeschlagen und lose geholt. Weil der Genuabaum länger ist (es ist kein Teleskopbaum, sondern starr) als der Abstand Zwischen Mast und Vorstag, muss auf dem Vordeck das Schothorn der nicht ganz eingerollten Genua gegriffen werden und der Baum, der über dem Bugkorb ragt, in die Schlaufe (Palstek) der Leeschot eingeklingt werden.
Diese Prozedur wird in der Regel mit zwei Mann durchgeführt, wobei einer am Masten steht und sich dort einklinken kann und einer am Bugkorb steht ohne echte Einklinkmöglichkeit. Ein dritter kann vom Cockpit aus die Schoten bedienen. Georg hat generell die vordere Position eingenommen und später hat er auch die gesamte Prozedur alleine durchgeführt, ohne jemanden Bescheid zu geben und ohne Schwimmweste und ohne Lifebelt. Für die waghalsigen Alleinaktionen des Skippers hatten wir kein Verständnis, aber er ließ sich nicht belehren und meinte er bewege sich ohne Schwimmweste und Lifebelt am Sichersten und am Schnellsten auf Deck.
Ketsch (die mit dem Besanmast)
Guter Wind aus östlicher Richtung brachte uns gut vorwärts. Tagsüber hatten wir das Vorsegel (Genua II) und das Großsegel gesetzt, hinzu kam das Besansegel. Das Besanstagsegel, hat sich als unpraktisch erwiesen, es kann nicht gemeinsam mit dem Großsegel gefahren werden und auf das Großsegel können wir nicht verzichten, wir hatten das Besanstagsegel auch nur einmal drauf. Schon am ersten Tag im Atlantik ist das Besansegel gerissen, wir liessen es in Las Palmas bei einem Segelmacher noch einmal flicken aber es hatte nichts gebracht, denn das Besansegel riss nach kurzer Zeit wieder, es war einfach zu marode. So war also der angeblich große Vorteil einer Ketsch, also für die entsprechende Wind- und Kursverhältnisse die optimalen Segel auszuwählen, für die Katz.
Wir konnten die komplette Besanbesegelung vergessen und hatten somit „nur“ die gleichen Möglichkeit wie bei einem slupgetakelten Segelboot, nur mit dem Nachteil, dass unsere Ketsch im Verhältnis zum Schiffsrumpf einen kürzeren Mast hat als eine Slup und somit auch kleinere Segelflächen.

Ich halte inzwischen von einer Ketsch gar nichts mehr, es gibt auch kaum noch neue ketschgetakelte Segelschiffe. Weitere angebliche Vorteile wie die besseren Möglichkeiten zu Trimmen, das Großsegel liegt näher an der Schiffsdrehachse und wirkt somit neutral, während der zusätzliche Besan mit weitem Abstand zur Drehachse den Druck im Vorsegel ausgleicht, gelten nicht mehr, eine Slup kann heutzutage durch Rollreffeinrichtungen mindestens genau so gut getrimmt werden. Auch lässt sich eine Ketsch nicht einfacher bedienen als eine Slup, die einzelnen Segelflächen der Ketsch sind zwar etwas kleiner aber außer dem Großsegel muss auch das Besansegel bedient werden. Eine Ketsch ist was für Nostalgier, Bastler und Tüftler, eine Slup ist etwas für richtige Sport- und Freizeitsegler.

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